„Eine gefährliche Entwicklung, der die Landesregierung nicht weiter tatenlos zusehen darf“, finden die SPD-Abgeordneten Nina Andrieshen (Landtag) und Bernhard Daldrup (Bundestag). In NRW sticht der Kreis Warendorf besonders heraus. Hier sind die Preise deutlich höher als im landesweiten Durchschnitt.
Spekulanten treiben die Preise in die Höhe
Vor allem professionelle Investoren trieben die Preise in die Höhe. „Im Umfeld niedriger Zinsen und der Ausweitung der Geldmenge im Euroraum durch die EZB gerieten landwirtschaftliche Flächen in den letzten 15 Jahren zunehmend in den Blick institutioneller Anleger, die auf der Suche nach neuen, sicheren und profitablen Anlageklassen waren“, erläutert Daldrup, der dem Finanzausschuss des Bundestages angehört. Diese Akteure (v.a. Fonds, Banken und Versicherungen) verfügten über deutlich mehr Kapital, als landwirtschaftliche Kleinbetriebe und trieben die Preise so weit in die Höhe, dass sich Landwirte den Kauf oder die Pacht nicht mehr leisten könnten, erklärt der Bundestagsabgeordnete weiter.
Die Bodenpreise sind im Kreis Warendorf besonders hoch
„Was Ackerland angeht, ist NRW seit jeher ein teures Bundesland“, fügt die Borkener Landtagsabgeordnete Nina Andrieshen hinzu, die in Düsseldorf im Ausschuss für Landwirtschaft sitzt und den Kreis Warendorf für die SPD betreut. Das liegt auch an der dichten Besiedlung. Die Entwicklungen der jüngsten Zeit seien jedoch sehr problematisch, da sich die Preise für Ackerland immer mehr von den Erträgen entkoppeln. „Will ein Landwirt heute Flächen kaufen, kann er die Kosten zu seinen Lebzeiten kaum wieder reinholen“. Auch am Kreis Warendorf ging diese Entwicklung nicht vorbei. Kostete 2012 ein Hektar Ackerland noch durchschnittlich 42.200€, waren es 2022 bereits 106.800€, ein Anstieg von 153 Prozent. Damit liegt der Kreis deutlich über dem NRW-Schnitt von knapp 70.000€ pro Hektar. Für viele Betriebe sei das nicht mehr zu stemmen, weshalb immer mehr Landwirte ganz aufgeben würden.
Politische Verantwortung liegt bei der Landesregierung
Seit 2006 liegt die Zuständigkeit für Bodenrecht bei den Ländern. Aber – „Die schwarz-grüne Landesregierung scheint die Dringlichkeit der Angelegenheit noch nicht erkannt zu haben“, kritisiert Andrieshen. Zwar beinhalte der Koalitionsvertrag von CDU und Grünen die Gründung einer Landgesellschaft, die Flächen erwerben, und dann an Landwirte verkaufen oder verpachten soll, ein Plan, den beide SPD-Abgeordnete ausdrücklich begrüßen. Jedoch agiere das CDU-geführte NRW-Landwirtschaftsministerium in der Angelegenheit „sehr träge“ und es werde wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis die Landgesellschaft tatsächlich gegründet sei.
„Wenn es um Ackerboden geht, dann geht es auch um unser aller Lebensgrundlage. Es darf deshalb kein Tabu sein, hier über Kaufbeschränkungen für institutionelle Anleger zu reden“, findet Bernhard Daldrup. „Schlussendlich geht es auch um unsere Ernährungssicherheit und die Frage, wie unsere Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll. Wir sind gerade dabei, unsere familiengeführten und regional verwurzelten Kleinbetriebe zu verlieren und das Feld, im wahrsten Sinne des Wortes, landwirtschaftsfremden Akteuren zu überlassen“, gibt Nina Andrieshen zu bedenken.